“Bereits in der Ausbildung habe ich mir vorgestellt, mich einmal selbstständig zu machen. In einem Team zu arbeiten ist für die persönliche Entwicklung sicherlich wichtig. Eine schnelle Umsetzung von Ideen und neuen Erkenntnissen ist aber im Praxisalltag oft nicht gegeben. Manches ist betrieblich auch gar nicht gewollt.
Die Physio-Praxen, in denen ich gelernt und gearbeitet habe, waren für mich bedeutende Stationen, wo ich mich gerne mit hohem Einsatz eingebracht habe. Wenn ich allerdings gesehen habe, dass eine Veränderung notwendig war, habe ich mich auch dafür entschieden. Zunächst lediglich im Rahmen des Angestelltendaseins.
Bevor ich mich aufgemacht habe, den Ausstieg in die Selbstständigkeit zu wählen, war ich in drei Betrieben tätig. Der starre Alltag und seine Vorgaben kollidierten oft mit meinem Verständnis von Therapie. Ich konnte nicht immer im Sinne meiner Patienten agieren. Meine Kernfrage war stets: „Was ist sinnvoll für den Patienten?“ Das System, in dem ich mich befand, hat mich dabei eben eingeschränkt. Ich wollte jedoch die Möglichkeit haben, schnelle Entscheidungen für meine Patienten zu treffen, mein aktuelles Wissen direkt einzubringen. Ich wollte genau dieses Setting für meine Patienten.
Zudem habe ich gespürt, wie interne Entscheidungen meinem Wunsch zur persönlichen Entwicklung und Fortbildung im Wege standen. Da wurde dann auch schon mal meine geplante Ausbildung, die ich bereits gebucht hatte, wegen Urlaubs- bzw. Krankheitsfällen auf Eis gelegt. Und wenn ich dann die Patienten meiner Kollegen betreut habe, bekam ich u.a. signalisiert, dass diese sich insgeheim lieber die Betreuung meiner Kollegen gewünscht hätten. Da hab ich mich schon gefragt, ob solche betrieblichen Entscheidungen nicht am Menschen vorbeilaufen, sowohl am Patienten, als auch an mir.
Der ausgeprägte Wunsch nach Veränderung war also vorhanden. Ich brauchte nur den passenden Moment, um endlich auszusteigen, um mein Ding zu machen.
Eine Chance dazu präsentierte sich für mich genau zwischen zwei Jobs. Ein bisschen Glück gehört wohl auch dazu – vielleicht das Glück des Tüchtigen?!
Eine Patientin, die ich betreut habe, vermittelt mir einen Kontakt, wodurch sich ein lukrativer Auftrag ergab, der mir nebenbei noch eine Perspektive verschaffte. Es war ein erster Schritt in Richtung meiner Unabhängigkeit.
Der entscheidende Schritt vollzog sich nach der Beschwerde einer Patientin, wodurch ich in ein schlechtes Licht gerückt wurde. Eine Abmahnung war die Folge. Der fundamentale Punkt war jedoch nicht die Kritik, die sich sogar als haltlos erwies, sondern vielmehr die fehlende Rückendeckung meiner Vorgesetzten.
Das war dann der Auslöser, der mich dazu bewegte, konkrete Schritte für meine Selbstständigkeit zu unternehmen. Ich begann nun, nach geeigneten Räumlichkeiten zu suchen.
Trotz meines Ärgers über die ungerechte Behandlung, nahm ich mir ein Jahr Zeit, um das Passende für mich zu finden. Ich habe es gewagt, meine Sicherheit aufzugeben.
Geholfen haben mir dabei mein fachliches Wissen, mein lukrativer Auftrag und zielführende Gespräche, die mir bei der Umsetzung eine wichtige Stütze waren.
Der Ausstieg war meine Chance, unabhängig und selbstständig zu werden. Ich bin froh, dass ich sie wahrgenommen habe.”